Stressmanagement – Stress verstehen und besser bewältigen
Stress beschreibt zunächst, wie stark ein Mensch unter einer Anspannung und Anforderung leidet. Aus physikalischer Sicht bezeichnet Stress, wie sehr sich ein Material oder Objekt unter Einwirkung einer Kraft verformt.
In diesem Absatz widmen wir uns dem Distress – dem negativen Stress, der sich z.B. durch Überforderung, Streit oder Arbeitsüberlastung zeigt. Je besser man versteht, was im Körper und Geist passiert, wenn man unter Stress steht, desto besser kann man Strategien entwickeln, um diesen Stress abzubauen oder ihm entgegenzuwirken.
Körperliche und psychische Reaktionen auf Stress
Typische Stresssymptome sind Herzrasen, feuchte Hände oder Magendrücken in herausfordernden Situationen. Doch auch Gefühle wie Wut, Angst oder Freude lösen körperliche Reaktionen aus, da der Körper in Stressmomenten Energie benötigt und über die Muskulatur reagiert.
Dauerstress führt langfristig zu ernsthaften Folgen: Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, erhöhte Anfälligkeit für Magengeschwüre, Gewichtszunahme durch Cortisol-Ausschüttung, Heißhungerattacken, Diabetes Typ 2, Osteoporose sowie ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfall oder Herzinfarkt.
Der Stresshormon-Cocktail dauert in der Regel ca. 10-15 Sekunden – wenn der Stressreiz nicht wieder bestätigt wird.
Nutzen Sie den Körper zur Stressbewältigung
Interessanterweise kann man den Körper gezielt nutzen, um Stress abzubauen. Zwischen dem Reiz (Stressauslöser) und der Reaktion darauf liegt ein kurzer Zwischenraum von ca. 10-15 Sekunden. In dieser Zeit können wir bewusst entscheiden, wie wir reagieren möchten. Diese bewusste Entscheidungspause ermöglicht es, Situationen neu zu bewerten und den Stress besser zu kontrollieren.
Positiver Stress: Eustress
Neben negativem Stress (Distress) gibt es auch Eustress – den positiven Stress, der z.B. bei Wettkämpfen entsteht. Eustress steigert kurzfristig die Leistungsfähigkeit, fördert die Gedächtnisleistung, stärkt das Immunsystem und schützt die Blutgefäße.
So wie ein Auto regelmäßig auf Touren gebracht werden sollte, benötigt auch unser Körper positive Herausforderungen, um gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Ich benutze das Auto hier als Metapher: Wird es nur für Kurzstrecken genutzt oder steht es lange still, leidet der Motor. Erst durch regelmäßige, fordernde Fahrten bleibt es leistungsfähig – genau wie unser Körper.“
Wie findet man die Balance?
In der heutigen Zeit sind die Anforderungen hoch, und viele Menschen setzen sich selbst stark unter Druck. Kurzfristige Erholung, wie z.B. Urlaub, kann Stress abbauen, aber langfristig hilft nur die gezielte Auseinandersetzung mit den Stressursachen – den sogenannten Stressoren, den Stressreaktionen und den persönlichen Stressverstärkern.
Im multimodalen Stressmanagement arbeiten wir gemeinsam an drei wesentlichen Handlungsfeldern:
- Instrumentelles Stressmanagement: Hier geht es darum, Stressquellen (Stressoren) zu erkennen und nach Möglichkeit zu reduzieren. Praktische Methoden sind z.B. Selbstmanagement- und Zeitmanagement-Techniken.
- Kognitives Stressmanagement: Dieser Ansatz zielt auf die mentale Einstellung ab. Stress entsteht durch die persönliche Bewertung von Situationen. Ein Perspektivwechsel und eine neue Sichtweise auf Stressfaktoren können erheblich entlasten.
- Palliativ-regeneratives Stressmanagement: Der Fokus liegt auf dem Abbau von Anspannung und der Förderung von Entspannung. Verschiedene Entspannungsübungen und Techniken helfen, das Gleichgewicht zwischen Anspannung und Erholung wiederherzustellen und die Belastbarkeit zu steigern.
Unterschied Stressmanagement vs. Entspannungstraining
Beim Entspannungstraining liegt der Fokus ausschließlich auf dem körperlichen Loslassen und der Muskelentspannung. Bekannte Methoden sind z.B. Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training, Meditation, Yoga, Tai-Chi oder Qigong.
Das Stressmanagement dagegen betrachtet ganzheitlich, wie Sie mit Stress umgehen – von der Ursachenanalyse bis zu mentalen und körperlichen Entspannungsmethoden.
Fazit:
Stress ist ein natürlicher Bestandteil unseres Lebens – die Kunst liegt darin, ihn zu verstehen, zu regulieren und die Balance zwischen Distress und Eustress zu finden. Mit individuell angepassten Strategien des multimodalen Stressmanagements können Sie Ihre Widerstandskraft stärken und mehr Gelassenheit im Alltag gewinnen.